Nach Maries letztem Tennis-Unterricht war es heute schon fast 16:30 Uhr, als das Wochenende wirklich anfangen konnte. Hannah hatte gerade ihre aller ersten Blueberry Muffins in den Ofen geschoben, die eine gute halbe Stunde backen mussten. Kurzfristig entschieden wir uns trotzdem, eine Freilicht-Vorführung von Shakespeares “Sommernachtstraum” anzuschauen, die um 18 Uhr an der Santa Fe University of Art and Design beginnen sollte. In voller dobbertinschen Hektik wurde ein Picknick gezaubert, eine Decke gepackt, und eine deutsche Zusammenfassung des Stückes ausgedruckt (Danke, Wikipedia!).

Lang mussten wir zwar nicht fahren, aber Hannah wäre lieber zu Hause geblieben, als zu riskieren, weit von der Bühne zu sitzen. Wie schade es doch gewesen wäre! Auch ohne Untertitel und im 16. Jahrhunderten Originaltext haben uns all die Quiproquos, freche Minen und übertriebene Gestik sehr amüsiert. Der satirische Kontrast zwischen dem lebensnahen Hauptplot und dem närrischen eingebauten Stück war auch für Hannah und Marie spannend. Die Schauspieler, alle tadellose Profis oder Kunst-Stundenten, haben uns sehr begeistert.

Am beeindruckendsten kam mir aber die Art und Weise vor, Kultur unkompliziert zu vermitteln: Die Freilicht-Bühne lag auf der gleichen Ebene wie das Publikum, das Parterre war eine (zugegeben künstliche) Wiese, und bei der Abendkasse wurde einfach um Spenden gebeten. Und dass die Zuschauer es sich auf ihren Decken oder in ihren Camping-Stühlen gemütlich machten, wirkte keinesfalls respektlos. Genau so unkompliziert stelle ich mir Theater vor, damals, in Shakespeares Zeit.

Und übrigens: Wir sassen mit der Nase ganz vorne dran!

Michèle